Roetzelorgel

© Friedhelm Kalteich

Die Roetzelorgel
 Die alte Kapelle, die vermutlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut wurde und die Gemeinde mussten fast 500 Jahre ohne Orgel auskommen. Den Kirchengesang leitete ein Vorsänger, der meistens in der Person des Schulmeisters, der auch gleichzeitig Küster war, gefunden wurde. Im Jahre 1755 entschloss sich das Presbyterium mit seinem Pfarrer Hermann Joh. Grimm, eine Orgel anzuschaffen. So wurde bei dem Orgelbauer Gottfried Friesse aus Rüthen im Herzogtum Westfalen eine Orgel in Auftrag gegeben, die am 21. November 1756, mit einer Predigt über Ps. 146, 2, feierlich an die Gemeinde übergeben wurde.
Weil die Kapelle wegen Baufälligkeit im Winter 1792/93 abgerissen wurde, musste die Orgel nach 37 Jahren wieder abgebaut werden. Alle Einzelteile, schön säuberlich gekennzeichnet und verpackt, wurden in eine nahegelegene Scheune eingelagert. Dort sollte sie aufbewahrt werden, bis sie in der neuen Kirche wieder aufgestellt werden konnte. Dazu kam es aber nicht, weil die Orgel von durchziehenden österreichischen Soldaten total zerstört wurde. In der Scheune hatten sie sicher Futter für die Pferde vermutet und aus Enttäuschung zerstörten sie alles, was angetroffen wurde. An eine Reparatur war nicht mehr zu denken.

Wegen der großen finanziellen Belastungen der Gemeinde durch den Neubau der Kirche, dauerte es bis zum Jahre 1820 bis an eine neue Orgel gedacht werden konnte. Unter dem Pfarrer Johann Adolf Noll kam, wieder durch große Opfer der Gemeinde, eine neue Orgel in die Kirche. Den Auftrag bekam der bekannte Orgelbauer Christian Rötzel aus Alpe bei Eckenhagen. Die Kosten beliefen sich auf 1090 Reichsthaler, dazu kam die Beköstigung des Orgelbauers beim Aufstellen der Orgel.
Die Orgel hat ein Manual C - g’’’, ein angehängtes Pedal C- g° und einen Forte- Pianozug. Ihre Disposition, in der Reihenfolge auf der Windlade, ist folgende: Prinzipal 8’, Bourdon 16’, Lamento 8’, Viola da Gamba 8’, Flute amour 8’, Gedackt 8’, Octave 4’, Quinte 3’, Octave 2’, Tertie 1 ¾’, Mixtur 4-chörig 1 1/3’, Trompete 8’ Bass, Vox humana 8’.
Die Orgel der Johanneskirche in Oberfischbach ist die einzige historische Schleifladenorgel im Siegerland. Der Orgelprospekt zeigt eine durch vier Säulen gegliederte Fassade mit 29 Prospektpfeifen, bedeckt mit einem Dreiecksgiebel, der ein übergroßes strahlendes Auge umschließt. Das Dreieck könnte bedeuten, abgesehen von der Architektur, dem Baustil jener Zeit, dass es bei der Botschaft, die hier verkündigt wird, um Leib, Seele und Geist geht und das alles unter den Augen Gottes. Wie es in 1. Mose 22,14 heißt: "Der Herr sieht".

Die Prospektpfeifen wurden im Jahr 1917 für Kriegszwecke beschlagnahmt und 1920 wieder durch neue ersetzt. In den Jahren 1991/93 wurde die Orgel durch den Siegener Orgelbaumeister Hans Peter Mebold vollständig restauriert. Das Ziel war, den Originalzustand von 1820 wieder herzustellen (siehe Restaurationsbericht in "200 Jahre Johanneskirche"). Dabei mussten alle ca. 800 Orgelpfeifen überarbeitet und zum Teil neu angefertigt werden. Die Kosten für die gesamte Restaurierung beliefen sich auf ungefähr 170.000,- DM.

Die Orgel wurde zuletzt im Juni 2017 von der Orgelbaumeisterei Mebold gewartet und gestimmt. 

Ausführliche Erklärungen zum Aufbau der Orgel von Matthias Mebold anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Roetzel-Orgel in der Johanneskirche am 02.02.2020.
(Benutzte Quellen: H.J. Busch, Die Orgeln des Kreises Siegen | 200 Jahre Johanneskirche | Kirchenarchiv Oberfischbach)

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